Gut geschlafen?

Wie herrlich ist es, wenn man sich nach einem anstrengenden Tag ins Bett schleppen und endlich die müden Augen schließen kann. Eine wahre Wohltat. Getoppt wird das durch ein ganz frisch bezogenes Bett. Der gute Geruch, die Decke, die vom Überziehen noch fein aufgeschüttelt ist und man das leise Rascheln der Federn hört, wenn man sich auf die kuschelige Matratze legt und es sich unter der Decke und auf einem weichen Kissen schön gemütlich macht. Das Schlafzimmer ist dunkel und es ist ganz leise. Ein angenehmes Gefühl von Entspannung und Sicherheit breitet sich wohltuend aus.
Die Augen fallen zu und man entschwindet ganz sanft in die wundersame Welt der Träume. 

Aber was ist das?? 
 
Ein lästiges Geräusch lässt unsere Lider wieder nach oben schnellen. Man überlegt, hat man nun bereits geträumt? War das real? Diese Disharmonie der Ruhe lässt keine Gedanke an Schlaf oder Entspannung mehr zu. 
Großer Nervosität ergreift einen, sobald ein gewisses Surren in einer ganz bestimmten Frequenz in der Nähe des Ohres vernommen wird. (Mich macht sowas fertig).
Kurz liegt man reglos da um den Ton vielleicht nochmals wahrzunehmen und einordnen zu können, ob es nun ein Traum war. 
Nichts. Ruhe. 

So schließt man wieder die Augen, guter Laune darüber, dass Stille herrscht. Ein wenig beschäftigt der Gedanke an das zuvor Vernommene dennoch. Aber man will sich selbst beruhigen und wieder in den Schlaf denken. Träume. Schlaf ein, schlafe gut. Gerade in dem Moment, wenn man beginnt der Wirklichkeit zu entrinnen - ein Ton! Genau am Ohr! Ein Summen das jeder kennt - eine Mücke, eine miese Mücke ist im Zimmer die einem den Schlaf raubt. 

Voller Angst vor juckenden Stichen, die man sich am nächsten Tag am liebsten blutig kratzen will, zieht man jedes erdenkliche Stückchen Haut so gut es geht unter die Decke. Bloß keine Möglichkeit zum Piksen geben. Jedoch scheint der kleine Blutsauger dieses Verhalten der Menschen zu kennen und surrt so lange um das humanoide Ohr herum, bis man es einfach nicht mehr aushält und beginnt herumzufuchteln. Oftmals haut man sich da auch selbst auf's Ohr um den Plagegeist vielleicht zu erwischen. Aber auch darauf ist das Insekt vorbereitet und weiß stets auszuweichen. 

Und es kommt noch dicker - die Nervensäge verstummt nun und wir wiegen uns in Sicherheit. Wir haben erfolgreich blind gejagt. Somit steht einem angenehmen Schlaf nichts mehr im Wege. Da haben wir unsere Rechnung aber ohne die Mücke gemacht. Die sitzt schön friedlich irgendwo an der Wand oder der Zimmerdecke und lauert. 
Das Resultat zeigt sich dann am nächsten Morgen. Schöne kleine Dippelchen die jucken. Vielen Dank, liebe Gelse.

Wer sich allerdings von diesem Tier nicht hinters Licht führen lässt, schaltet selbiges an, wirft dabei ein paar Dinge, die neben der Lampe stehen, um, wodurch die dann laut zu Boden fallen. Gerade des Nachts hat man dann den Eindruck, die gesamte Nachbarschaft aufgeweckt zu haben. Jedoch kann man darauf nun keine Rücksicht nehmen. Die Blutrache hat begonnen. Das Tier raubt den Schlaf, wir rauben dem Tier das Leben. Ja, wir Menschen neigen zu Übertreibungen. Sobald das Zimmer erleuchtet ist, wirft man die Decke zurück, steigt aus dem Bett und richtet sich in Rage auf. Der erste Schritt erfolgt Richtung Wand um den Übeltäter zu sichten. Allerdings vergisst man den Nachttisch, bleibt mal anständig mit der kleinen Zehe daran hängen, wirft die Nachttischlampe um und drückt den schlagartig auftretenden Schmerz durch einen lauten Ausruf der Pein, meistens in Kombination mit einigen Flüchen, aus.
Ich bin mir sicher - das Mistvieh sitzt irgendwo und lacht sich krank! Aber man lässt sich nicht beirren, das bedeutet Krieg! Schnell stellt man die Lampe auf, rückt das Nachttischchen an seinen ursprünglichen Platz und geht auf die Pirsch. Der Jagdtrieb wurde geweckt! Jedoch wird die plötzlich erweckte Mordlust nicht von Erfolg gekrönt. Nach einigen Minuten der Suche gibt man sich geschlagen. "Wenn ich nicht zur Gelse komme, dann wird das Vieh zu mir kommen."

So nimmt man im Bett Platz, lehnt sich ans Kopfteil, steckt die Beine unter die Decke - nur für alle Fälle, und wartet mit geschärften Sinnen auf die verräterischen Laute des Tiers. Irgendwann - eine rasche Bewegung in der Luft. War sie das? Wo ist sie hin? Sie flog da rüber. Also hinterher. Nach wenigen Minuten folgt erneut die Ernüchterung. Kein Mordopfer wird gefunden. Das Spiel beginnt von vorne. Je intelligenter sich der Quälgeist verhält, desto länger dauert die Jagd. Irgendwann jedoch erspäht man das Tier und lässt es nicht mehr aus den Augen. "Du musst dran glauben! Du wirst diese Nacht nicht überleben!" Die Gedanken sind voll und ganz auf die Mücke gerichtet. Es gibt kein Entrinnen mehr. Der Blick wird starr, nichts kann einen nun noch ablenken. Die Augen sind fest auf das Ziel gerichtet. So entsteigt man erneut dem Federbett. Jetzt nur keine Hektik. Schön langsam, sonst ist sie wieder auf und davon.
Ein Schlag - Klatsch - Jaaaa! Weidmanns Heil!!!

Durch den Tumult wacht die schlafende Frau auf und erkundigt sich nach dem gegenwärtigen Geisteszustand des nächtlichen Jägers. Trotz der Tapferkeit, mit der man sich in die Schlacht geworfen hat, und des offensichtlichen Erfolges - ein großer roter Fleck mit Gelsen-Gatsch klebt an der Wand, wird man von der unsanft geweckten Partnerin nicht mit Lob gesegnet. Am Ende muss man sich aufrichtig bei der Dame entschuldigen und die Wand putzen. Nicht erst am Morgen. Jetzt!

Liegt man dann endlich wieder im angenehmen Bett, wirft man noch rasch einen Blick auf die Uhr. Verdammt - das Mistvieh hat mir eineinhalb Stunden Schlaf geraubt.

Der Gewinner steht eigentlich fest...

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