Eile nur mit Weile

Es lebt seit vielen Jahren schon
ohne Bildung, ohne Lohn,
Bertram der mit stolzer Brust,
an Faulheit findet seine Lust.
Er ist ein Kerl, wie soll man's nennen,
einer wie ihn viele kennen.
Nicht von Fleiße sind beflossen
diese ordinären Genossen. 

Schon als Novic' zu Schulbeginn,
gab er sich der Trägheit hin. 
Niemals zeigte Eile er
und bemühte sich nicht sehr,
mit Kreide, Tinte oder Feder,
so wie das ansonsten jeder
fleißige Eleve brav machte,
was ihm von vorn der Lehrer sagte. [sachte]

Entspannt ist er, das muss man sagen,
weil ihn keine Gedanken plagen,
dass er bislang noch nicht vermochte,
worauf sein Vater immer pochte.
"Du Faulpelz!" wurd' er oft gerügt,
weil ihm nichts an Arbeit liegt.
Seelenruhig lebt er die Tage,
stellt sich niemals selbst in Frage.

Auch als bereits das Haar wurd' licht,
erreichte ihn der Ehrgeiz nicht.
Lieber saß er faul zu Hause,
nannt's scherzhaft seine Arbeitspause.
Dies tat er nun schon Jahre lang,
bis einmal der Sensenmann
ihn besuchte und erwägt
wie er Bertrams Ende prägt.

Am Herd glänzte der Wasserkessel,
Bertram döst' im Ohrensessel.
Da wusst' der Schnitter was er wollte,
wie er den Faulpelz holen sollte.
Durch lauten Pfiff vom Kochgefäß
riss es den Opa vom Gesäß.
Gevatter Tod, den Sieg errungen,
hat Bertrams Trägheit harsch bezwungen.

Das erste Mal in seinem Leben
musst' er hastig sich bewegen.
Und dies hat sich herausgestellt
als sein Ende auf der Welt.
Doch endlich, auch wenn ungewollt,
Bertram mal dem Eifer folgt.
Sein Tun nun letztlich Fleiß entspricht,
so eilt bemüht er in das Licht.

Foto: SERGEY NIVENS

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